08.01.2016 17:00

Meldung


Azadi „bewusst, dass es Vorurteile gibt“ - „Dem wollen wir entgegenwirken“

Der Herbstmeister der 3. Kreisklasse, Staffel 1 im Portrait / „Wir wollen, dass die Vereine gerne gegen uns spielen und uns als sportlichen Gegner akzeptieren“
SV Azadi Hameln Mannschaftsfoto
Der SV Azadi Hameln.
Ein halbes Jahr nimmt der neugegründete Verein SV Azadi Hameln jetzt am Punktspielbetrieb teil und dominiert die erste Staffel der dritten Kreisklasse scheinbar nach Belieben. 70:4 Tore, sieben Siege und nur eine Niederlage stehen aktuell zu Buche. Wenn es aber nach der Meinung von Co-Trainer Markus Junga geht, müssten es eigentlich null Niederlagen sein. „Da waren wir überheblich, dachten, das wird ein Selbstläufer. Dann sind wir früh in den ersten Rückstand der Vereinsgeschichte geraten und haben zurecht verloren. Vielleicht ist es aber auch gar nicht schlecht, dass die Jungs gesehen haben, dass es nicht ohne Aufwand geht.“ Ansonsten gewinnen die Hamelner in regelmäßigen Abständen zweistellig. Sportlich läuft es beim Herbstmeister eigentlich optimal. Von dem 18-Mann-Kader erscheinen mindestens zwölf bis fünfzehn Spieler beim Training, die Qualität der Spieler ist für dritte Kreisklasse im Grunde zu hoch. „Doch aktuell würde ich nicht sagen, dass die Jungs schon eine echte Mannschaft sind. Wir haben zwar super Einzelkönner. Aber einige müssen noch lernen, dass das Team vor die Individualität geht. Wir haben noch Entwicklungsbedarf, doch es wird immer besser“, findet Junga nicht nur Wortes des Lobes. „Das ist aber eben auch eine Aufgabe dieses Vereins. Wir wollen jungen Menschen beibringen, teamfähig zu sein und sich eine Beschäftigung zu suchen. Nicht jeder der Spieler hat vorher im Verein gespielt.“

„Wir wollen Vorurteilen entgegenwirken“

Gerade bei Azadi Hameln wird der Zusammenhalt groß geschrieben und gilt als wichtigste Regel. Der erste Vorsitzende, Orhan Savli, betont: „Andere Vereine zahlen Geld, wir haben Zusammenhalt. Es sind auch einige Spieler zu uns gekommen, die bei ihrem vorigen Verein ein Gehalt bekommen haben. Das zahlen wir nicht und das können wir auch gar nicht. Sie sind trotzdem gekommen.“ Ohnehin nimmt Azadi seine soziale Verantwortung sehr ernst. „Bei uns steht Fair Play ganz oben. Uns ist bewusst, dass es Vorurteile gegenüber Vereinen gibt, die ausländische Wurzeln haben. Dem wollen wir ganz klar entgegenwirken. Wir wollen, dass die Vereine gerne gegen uns spielen und uns als sportlichen Gegner akzeptieren“, erzählt Savli und ergänzt: „Das klappt leider nicht immer perfekt, manchmal gehen dem einen oder anderen Spieler auch die Nerven durch. Daran müssen wir noch arbeiten.“ Sowieso haben die Vereinsverantwortlichen noch viele Baustellen – nicht nur beim Teambuilding. Alleine die nötigen Infrastrukturen fehlen dem jungen Verein fast komplett. Das ist bei Neugründungen keine Seltenheiten. Zwar steht Azadi in Rohrsen ein Rasenplatz zur Verfügung, doch die Umkleidemöglichkeiten sind mehr als nur begrenzt und an Lagerraum ist aktuell nicht einmal zu denken.

„Verein kann ohne entsprechende Strukturen nicht überleben“

„Es ist nicht ganz einfach, wir können gerade in den Wintermonaten keinen Platz nutzen, weil in Hameln kein Platz frei ist. Auf Sicht ist das ein großes Problem. Der Verein kann ohne die entsprechenden Strukturen nicht lange existieren“, bedauert Junga. Dementsprechend sucht Azadi Alternativen. „Wir befinden uns in Gesprächen. Uns liegt aber besonders am Herzen, dass wir als Verein autonom bleiben. Das erschwert die Suche“, unterstreicht Savli. Ein Rückzug der Mannschaft wäre nicht nur aus Sicht des Vereins schade, sondern auch für den gesamten Fußball in Hameln-Pyrmont. Denn auch bei etablierten Klubs wird es immer schwieriger, sich über Wasser zu halten. Zudem hat die Mannschaft sportlich einiges auf dem Kasten – in der ersten Pokalrunde stellte sie das bei der knappen 1:3-Niederlage gegen das Kreisliga-Top-Team TSG Emmerthal eindrucksvoll unter Beweis. „Ich bin mir sicher, dass wir auch in der ersten Kreisklasse mithalten könnten. Aber da muss man auch erst einmal hinkommen“, meint Junga. Der Traum des Vereins: eine Jugendabteilung. „Doch auch das geht nicht ohne entsprechende Strukturen“, weiß Savli. Der SV Azadi Hameln ist ein junger Verein, der seinen Platz  in Hameln-Pyrmonts Fußballgemeinde noch sucht – und es ist ihm zu wünschen, dass es ihm gelingt.
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