26.07.2010 22:54

Christian Meyer: Zusammenschluss mit Region Hannover denkbar

Interview der Woche mit dem Stellvertretenden Vorsitzenden Finanzen der Handball-Region WSL
Chrsitian Meyer Handball-Region WSL AWesA
Der ehemalige Handball-Kreis Hameln-Pyrmont ist mittlerweile in der Handballregion Weser-Schaumburg-Leine (WSL) organisiert. AWesA sprach mit dem Stellvertretenden Vorsitzenden Finanzen der WSL, Christian Meyer, über Entstehung, Gegenwart und Zukunft der Handballregion. Der 28-jährige Hamelner ist das einzige Vorstands-mitglied aus dem Bereich Hameln-Pyrmont/Holzminden.


AWesA: Christian Meyer, viele Fachverbände verschiedenster Sportarten sind auf Landkreisebene organisiert. Beim Handball ist das anders. Dort spielen die Teams in der WSL-Liga oder WSL-Oberliga. Was hat das zu bedeuten, wer gehört dazu und wie ist das Ganze entstanden?
Christian Meyer: „Es gab früher den Kreishandballverband Hameln-Pyrmont, der aber schon vor vielen Jahren zusammen mit dem Kreisverband Holzminden zur HSG Weserbergland zusammengegangen ist. Die HSG Weserbergland hat dann über viele Jahre hinweg hier vor Ort entsprechend den Spielbetrieb organisiert – allerdings im Zeichen von immer geringer werdenden Mannschaftszahlen. Wir haben uns dann im Jahr 2004 gemeinsam mit den Handballkreisen Nienburg, Schaumburg und Hildesheim zur damaligen Handballkreis-Spielgemeinschaft Weser-Schaumburg-Leine zusammengeschlossen und den Spielbetrieb über dieses Gebilde betrieben. Im Jahr 2007 haben wir uns nach der Handballstrukturreform des Niedersächsischen Handballverbandes als Handballregion gegründet, die folglich die Kreise Hameln-Pyrmont, Holzminden, Schaumburg, Nienburg und Hildesheim mit etwa 60 Vereinen mit rund 500 Mannschaften umfasst.“

AWesA: WSL steht also für Weser-Schaumburg-Leine. Nehmen wir einmal das Beispiel WSL-Liga. Das war ja früher die Kreisliga. Warum spielen denn in der WSL-Liga Mitte nur Mannschaften aus Hameln-Pyrmont und Holzminden, wenn die Handballregion fünf Landkreise umfasst?
Meyer: „Wir versuchen natürlich, aufgrund der weiten Entfernungen unserer großen Handballregion, nämlich von Stadtoldendorf/Holzminden bis fast nach Bremen, im Osten weit hinter Hildesheim und im Westen bis Bad Nenndorf, regional spielen zu lassen. Daher spielen eben die Vereine aus dem Bereich Hameln-Pyrmont/Holzminden zusammen, genauso wie die Hildesheimer Vereine im Bereich WSL-Ost zusammenspielen und im Bereich Nord Schaumburg und Nienburg.“

AWesA: Es gibt vor Ort immer weniger Mannschaften, dafür aber mehr Landkreise, die in der Handballregion gemeinsam organisiert sind. Warum geht der Spielbetrieb nur noch bis in die 1. Kreisklasse hinunter?
Meyer: „Das ist ein Phänomen des Bereichs WSL-Mitte, also Hameln-Pyrmont und Holzminden. Aufgrund der stark gesunkenen Mannschaftszahlen war es so, dass wir hier drei Klassen hatten: Die WSL-Liga, die 1. Kreisklasse Mitte und die 2. Kreisklasse Mitte, die jetzt mit nur noch jeweils sieben bis acht Mannschaften bestückt worden wären. Tendenz: Sinkend. Dementsprechend hat man diese drei Spielklassen dann in zwei Ligen zusammengelegt. In den Bereichen Hildesheim und Nord gibt es auch noch eine 2. Kreisklasse.“

AWesA: Die WSL-Oberliga, ehemals Bezirksliga, ist die höchste Spielklasse der Handballregion.
Meyer: „Das liegt daran, dass die Bezirke im Zuge der Strukturreform 2007 aufgehoben wurden. Das heißt also: Direkt nach den Regionen, in einzelnen Bereichen sind es auch noch Kreise, kommt sofort die Ebene des Handballverbands Niedersachsen (HVN).“

AWesA: Wie kommt es denn, dass Hildesheim in der WSL-Handballregion mit im Boot ist? Das klingt geographisch und von den ehemaligen Bezirksstrukturen her verwunderlich.
Meyer: „Der alte Bezirk Hannover des HVN hat genau die Kreise der heutigen WSL und der Handballregion Hannover beinhaltet. Hannover ist von den Mannschaftszahlen etwa so groß wie wir. Hildesheim gehört so zu sagen zu den Hannoveraner Umländern und ist dementsprechend bei uns dabei. Unglücklich ist allerdings, dass mitten in dem Gebilde die Region Hannover liegt und wir somit Drumherum spielen oder durchfahren müssen.“

AWesA: Die Tendenz der Mannschaftszahlen zeigt nach unten. Meinst Du, dass dieser Trend anhalten oder hier noch einmal eine Wende eingeleitet wird?
Meyer: „Zweites wäre eine tolle Wunschvorstellung. Ich halte das aber für zu optimistisch. Wenn man den Status quo, bei sinkenden Einwohnerzahlen, die wir vor allem im Landkreis Holzminden haben, bei uns bewegt sich das im Plus-Minus-Null-Bereich, halten kann, wäre das ein Erfolg. Allerdings muss man auch feststellen, dass die Bevölkerung immer älter wird. Es sind die Jüngeren, die nachrücken müssen. Gute Jugendarbeit wird in verschiedenen Bereichen gemacht, keine Frage. Die Handballregion unterstützt die Jugendarbeit zum Beispiel mit Stützpunkttraining, das in den einzelnen Bereichen der Handballregion stattfindet – in unserem Landkreis in Emmerthal, weil dort auch die Hallenkapazitäten gegeben sind. Aber wir können natürlich nicht das leisten, was in manchen Vereinen nicht mehr gebracht wird.“

AWesA: Ich fasse kurz noch einmal zusammen: Aus dem Handballkreis Hameln-Pyrmont wurde die HSG Weserbergland. Dann entstand die Handballregion Weser-Schaumburg-Leine (WSL). Glaubst Du, das Ende der Fahnenstange ist damit erreicht?
Meyer: „Ich denke, dass in den nächsten Jahren – vielleicht schon zur nächsten Saison – gemeinsam mit Hannover gespielt wird, um die Staffeln anders einteilen zu können und nicht mehr von Holzminden nach Eystrup fahren muss. Es könnte sein, dass man damit zunächst im Jugendbereich anfängt. Das geht aber nur gemeinsam mit den Hannoveranern, den Funktionären und Vereinen.“

AWesA: Gibt es für Dich einen Verein im WSL-Gebiet, den Du als Aushängeschild bezeichnen würdest?
Meyer: „Wenn man das auf den Bereich Mitte bezieht, der ja auch Einzugsgebiet von AWesA ist, dann sind das im Herrenbereich sicherlich zwei Vereine, die herausragen: Das eine ist der VfL Hameln mit der höchstspielenden Mannschaft in der Regionalliga. Sehr engagiert ist auch die TSG Emmerthal, die uns immer sehr stark unterstützt, was zum Beispiel das Auswahltraining und das Ausrichten von Minispielfesten angeht. Das ist schon eine sehr starke Einbringung und dort wird Handball richtig gelebt in dem Bereich. Im Damenbereich ist Rohrsen mit der ersten Damenmannschaft in der Oberliga das Aushängeschild. Und wo sowohl Damen- als auch Männerhandball in unserer Region mit großem Aufwand betrieben wird, ist bei der HSG Fuhlen-Hessisch Oldendorf. Die sind schon immer sehr aktiv gewesen und haben den Vorteil der eigenen Halle. Im letzten Jahr hat die HSG im Hessisch Oldendorfer Waldstadion unseren WSL-Jugendpokal mit rund 1000 jungen Handballern aus dem gesamten WSL-Gebiet ausgerichtet.“

AWesA: Wie stellt man sich die Arbeit als Stellvertretender Vorsitzender Finanzen der WSL-Handballregion vor?
Meyer: „Wir haben eine ganze Menge ehrenamtlicher Mitarbeiter, die als Staffelleiter, Schiedsrichteransätzer, Auswahltrainer und in anderen Funktionen tätig sind. Die Buchführungserfordernisse, auch was Budgets angeht, sind mittlerweile immens geworden. Auch das Thema Finanzamt: Wir sind als eingetragener Verein gemeinnützig. Da gibt es schon entsprechende Anforderungen. Wir sind fast schon ein kleines Unternehmen. Wir treffen uns mit dem Vorstand häufig in Bad Nenndorf. Das ist so in etwa die geographische Mitte. Meine Aufgaben konkret: Natürlich dafür zu sorgen, dass die Kassen stets gefüllt sind. Ich bin das einzige WSL-Vorstandsmitglied aus dem Bereich Hameln-Pyrmont/Holzminden.“

AWesA: Welche Schlagzeile würdest Du gern in fünf Jahren auf AWesA.de über die WSL-Region oder einen Verein lesen, der in diesem Gebiet spiel?
Meyer: „Dass eine Mannschaft der WSL Deutscher Handballmeister ist – egal ob bei den Frauen oder Männern! Mit Eintracht Hildesheim spielt ja eine Mannschaft recht weit oben. Gewisse Möglichkeiten bestehen da immer. Da würde eine tolle Schlagzeile hergeben. Was die WSL angeht, glaube ich, dass wir in fünf Jahren vielleicht nicht mehr unbedingt in der jetzigen Konstellation zusammenspielen, sondern es geschafft haben, den Schritt, mit Hannover zusammenzugehen, vollzogen haben. Damit hätten wir wieder kürzere Wege geschaffen und würden eine WSL-Oberliga haben, die dann auch so schlagkräftig ist, dass die dortigen Aufsteiger sich gleich in der Landesliga durchsetzen können.“

AWesA: Spielt denn der Stellvertretende Vorsitzende Finanzen auch selbst noch Handball?
Meyer: „Leider nur noch ganz selten nehme ich den Ball noch in die Hand, häufiger mal die Pfeife.“

AWesA: Christian Meyer, wir danken Dir für das Gespräch und wünschen Dir für die Zukunft viel Glück und Erfolg.
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