27.07.2010 22:59

„Wir sind wir!“ Lassel bleibt Konzept auch nach 37 Jahren treu

Hamelns "Mister Basketball" im AWesA-Interview
Heinrich Lassel VfL Hameln Basketball AWesA

Christina Risel sprach mit dem Basketball-Boss des VfL Hameln, Heinrich Lassel, über den bisherigen Verlauf der Saison, die Möglichkeiten des Basketballs in der Rattenfängerstadt und die persönlichen Träume mit „seinem“ VfL.

AWesA: Bislang haben Sie in dieser Saison eine ausgeglichene Bilanz (zwei Spiele gewonnen und zwei Spiele verloren). Sind Sie damit zufrieden?
Heinrich Lassel: „Ja, wir können damit zufrieden sein, weil wir in den ersten Spielen starke Gegner hatten. Wir hatten zwei schwere Auswärtsspiele. Einmal gegen den TuS Bramsche, der als Aufstiegskandidat Nummer eins ins Rennen gegangen ist. Und gegen die BSG Bremerhaven, die eine sehr junge, ambitionierte Mannschaft hat, mit Spielern, die wirklich nach oben wollen. Dementsprechend sind sie heiß auf jedes Spiel und nehmen keine Rücksicht darauf, dass die Hamelner kommen. Die gehen echt zur Sache und das haben wir zu spüren bekommen. Da hätten wir eigentlich auch gewinnen können, aber wir haben den Kampf nicht mit aufgenommen.“

AWesA: Und wie sah es zu Hause aus?
Heinrich Lassel: „Zu Hause haben wir gegen Westerstede ein super Spiel gemacht. Die Halle war voll und die Begeisterung zu spüren. Westerstede war gar nicht so schlecht, wie es das Ergebnis am Ende ausgedrückt hat. Zum Schluss sind sie ein bisschen eingebrochen. Das Spiel gegen Bürgerfelde war ein Krimi ohne Ende. Auch das war eine sehr ambitionierte Mannschaft, die sich vorgenommen hat, den Aufstieg in naher Zukunft zu schaffen. Sie haben ein sehr professionelles Umfeld aufgebaut.“

AWesA: Was erwartet Sie im nächsten Spiel?
Heinrich Lassel: „Wir fahren zum nächsten Aufstiegkandidaten ASC Göttingen, der mit Timo Bode über den besten Center der Liga verfügt. Die stehen zur Zeit durch Pech nur auf Platz fünf. Aber sie wollen angreifen und dazu haben sie die Möglichkeiten. Unser Sieg im letzten Spiel war umso wichtiger, denn in Göttingen hängen die Trauben sehr hoch. Wenn wir also drei Spiele verloren hätten, könnten wir nach dem Spiel im Tabellen-Keller stehen.“

AWesA: Was sagen Sie zum neuen Punktesystem?
Heinrich Lassel: „Für mich ist das neue Punktesystem überflüssig in unserer Liga. Der Verband will damit verhindern, dass Mannschaften nicht antreten und eine Wettbewerbsverzerrung verhindern. Für einen Sieg bekommt man zwei Punkte, für eine Niederlage einen und keinen am Grünen Tisch – das heißt, wenn man nicht angetreten ist.“

AWesA: Viele Mannschaften in Ihrer Liga verstärken sich durch US-Amerikaner. Warum nicht der VfL?
Heinrich Lassel: „Ich lege Wert auf die eigene Jugendarbeit. Ein weiterer Grund ist, dass Spieler, die wir nach Hameln holen wollen, bezahlt werden müssen. Und das Geld haben wir nicht. Wenn wir anfangen, einen oder zwei Spieler zu bezahlen, sind wir den anderen gegenüber unfair. Wir wollen diese familiäre Atmosphäre in Hameln nicht zerstören. Es ist schwer, ohne Geld noch weiter aufzusteigen. Deshalb gibt es die Überlegung, irgendwann einmal Spieler zu bezahlen, um noch höher spielen zu können. Aber das steht im Moment nicht zur Debatte! Wir sind wir!“

AWesA: Warum ist es so schwierig, Sponsoren zu finden?
Heinrich Lassel: „Es ist so schwer, weil es in Hameln sehr viele Vereine gibt, die alle Geld brauchen und Sponsoren suchen. Die wirtschaftliche Lage ist schlecht. Viele Firmen wollen oder können Vereine nicht weiter mit Geld unterstützen. Viele Sponsoren bei uns sind Bekannte oder Freunde, die sehen, dass ich mich zerreiße und uns deshalb weiter unterstützen. Es ist sehr schwer, an Gelder zu gelangen.“

AWesA: Könnten Sie sich vorstellen, Bundesliga-Spieler – wie Peer Wente oder Max Rosenberg – zurück nach Hameln zu holen?
Heinrich Lassel: „Das war eigentlich mein Wunsch und Traum, wenn wir uns verstärken wollen, Spieler die früher für uns gespielt haben, zurück zu holen. Peer Wente und Max Rosenberg haben 1999/2000 mit Hameln den ersten Aufstieg in die Regionalliga geschafft. Es wären eigene Leute, die wir zurückholen würden – und auf die ich auch sehr stolz bin!“

AWesA: Woran liegt es, dass der VfL weitestgehend der einzige Verein im Kreis Hameln-Pyrmont ist, der Basketball anbietet?
Heinrich Lassel: „Wenn es Leute gibt, die sich engagieren, dann läuft es. Wenn die Leute aber keine Zeit mehr haben, dann schläft es wieder ein. Viele Vereine haben schon Versuche gestartet, sind aber immer wieder gescheitert. Es ist nicht einfach, weil viel ehrenamtliche Arbeit geleistet werden muss.“

AWesA: Wie sind Sie zum Basketball gekommen und wann haben Sie die Sparte im VfL gegründet?
Heinrich Lassel: „ Ich habe 1972 in Hameln angefangen und die Sparte gegründet. Ich war ein begeisterter Ballspieler und nachdem ich meine Sportlehrer-Ausbildung beendet hatte, war ich bei einem Bewerbungsgespräch beim VfL Hameln. Ich wollte eigentlich eine Fußball-Abteilung gründen, weil es noch keine im VfL gab, aber die Verantwortlichen waren dagegen. Handball und Volleyball gab es schon im VfL und dann habe ich überlegt, was ich sonst noch machen kann und kam auf Basketball. Es war also mehr Zufall.“

AWesA: Was ist Ihr persönlicher Traum mit dem VfL Hameln?
Heinrich Lassel: „Dass es immer weiter geht, auch wenn ich nicht mehr dabei bin. Und dass die Entwicklung immer vorwärts geht, dass sich der Basketball-Sport in Hameln gut etabliert und immer für gute Schlagzeilen sorgt!“

AWesA: Heinrich Lassel, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen und Ihren Mannschaften viel Erfolg.
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Team AWesA
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