12.06.2016 11:58

Meldung


Mehr Fragen als Antworten – quo vadis Hameln-Pyrmont?

NFV-Kreis Hameln-Pyrmont soll mit Holzminden und Hildesheim fusionieren / Vereine sprechen sich gegen Zusammenlegung aus
Bezirksfußball-Chef August-Wilhelm Winsmann
Bezirksfußball-Chef August-Wilhelm Winsmann argumentierte leidenschaftlich.
Am Ende standen mehr Fragen im Raum als es Antworten gab. Bei der Informationsveranstaltung zur geplanten Kreisfusion, die auch Hameln-Pyrmont betreffen soll, wollten NFV-Präsident Karl Rothmund und Bezirksfußball-Chef August-Wilhelm Winsmann die heimischen Vereine über ihre Pläne aufklären. Völlig überraschend und ohne eine entsprechende Vorab-Info blieb Rothmund der Veranstaltung am vergangenen Samstag allerdings fern. „Er befindet sich auf dem Weg nach Frankreich", verlautete Winsmann. Dafür reiste Spielausschuss-Vorsitzender Thorsten Schuschel mit. Der Tenor im Saal des Vereinsheims vom TSV Klein Berkel war schnell klar: „So wichtig kann dem Präsidenten die Fusion gar nicht sein." Andreas Wittrock, Vorsitzender des Fußballkreises Hameln-Pyrmont, brachte es auf den Punkt: „Die Abwesenheit von Herrn Rothmann zeigt doch, dass die Nähe zur Basis und ihren Bedürfnissen verloren geht." Umso leidenschaftlicher begründete Winsmann bei seiner Präsentation die aus seiner Sicht so wichtige Fusion. Der durch den demographischen Wandel bedingte Vereins- und Mannschaftsrückgang sei einer der Hauptgründe für die angedachten Kreisfusionen. Zudem wolle der Niedersächsische Fußballverband Verwaltungskosten sparen – denn weniger Vereine bedeuten gleichzeitig weniger Geld. Dass es immer weniger Mannschaften gibt, ist kein Geheimnis. Hameln-Pyrmont hatte 2009 427 Teams – heute sind es nur noch 309.
 

„Um das genau zu sagen, müsste man Hellseher sein"

 
Anwesende Infoveranstaltung Fusion
Der Saal war prall gefüllt.
„Die Entwicklung betrifft das gesamte flache Land", betonte Winsmann. „Zudem sind die Mannschaften geographisch noch ungleich verteilt." In Hannover und naher Umgebung, also in den Ballungsgebieten, gibt es bekanntlich mehr Vereine. Mit den geplanten neuen großen Fußballkreisen hätte, so Winsmann, jeder Kreis in etwa gleich viele Mannschaften. Neben Hannover Stadt und Hannover Land, bei denen die Fusion am 1. Januar 2019 Realität wird, ist es angedacht, dass die Kreise Diepholz, Nienburg und Schaumburg zusammenwachsen. Hameln-Pyrmont soll mit Holzminden und Hildesheim fusionieren. Auch die Bezirksliga-Staffeln und ihre Verwaltungen würden den neuen Kreisen unterliegen. „Es braucht für einen großen Kreis weniger Verwaltungsaufwand als für drei kleine. Zudem bietet sich die Möglichkeit, die Bezirksverwaltungsebene abzuschaffen. Jeder große Kreis im Bezirk Hannover bekommt seine eigene Bezirksliga, sodass es für den Bezirk nur noch die Landesliga gibt. Die Bezirksebene wird damit quasi überflüssig, die Kreise würden direkt dem NFV unterstehen", erläuterte Winsmann. So weit, so gut. Nie war jedoch die Rede von konkreten Einsparungsplänen. Während umfangreiche finanzielle Prüfungsvorgänge die Umsetzungsgrundlage eines jeden fusionswilligen Unternehmens sind, scheint beim NFV die Hoffnung auf Besserung zu reichen. „Um das genau zu sagen, müsste man Hellseher sein", meinte Winsmann und verwies auf die zuvor dargelegte Erklärung, dass ein großer Kreis weniger Verwaltungsaufwand habe als drei kleine.
 

Vereine stimmen dagegen


Andreas Wittrock
Andreas Wittrock.
Die Befürchtungen der Vereinsverantwortlichen, dass kreisübergreifende und lange Fahrten bald Einzug halten würden, wies er entschieden ab: „Es geht um die Verwaltung, nicht um den Spielbetrieb. Das sind zwei verschiedene Dinge. Jeder Kreis behält seine Ligen – solange genügend Mannschaften da sind." Es waren allerdings nicht nur die erhöhten Fahrtkosten, die den Vereinen Sorgen machten. Die fehlende Nähe zwischen Verein und Verwaltung, die nicht einmal angerissenen Umsetzungsvorschläge, der stark erhöhte Aufwand für die Ehrenamtlichen, die den Kreis verwalten sollen – hier hatte Winsmann keine Antworten parat. Ohnehin stellte sich vielen die Frage: Warum gerade ganz unten an der Basis sparen? Für Siegfried Motzner, Trainer von Bezirksligist Tündern und Vorsitzender des Lehrausschusses des NFV-Kreises Hameln-Pyrmont, völlig unverständlich: „Alle sagen doch immer, dass man die Basis stärken soll. Der NFV macht genau das Gegenteil. Warum wird nicht überlegt, auf anderen Ebenen zu sparen? Es gäbe genügend Möglichkeiten." Ähnlich sahen es die anwesenden Vereinsvertreter. Sie durften über die Fusion abstimmen – und stimmten klar dagegen (s. Überblick). Somit bleiben Wittrock & Co. im Amt. „Wir stehen einer Fusion nicht im Wege. Wir stehen im Falle einer Fusion aber nicht mehr zur Verfügung“, unterstrich Wittrock. Damit ist das Thema jedoch noch nicht durch. Spätestens im Herbst 2017 kommt es beim Verbandstag wieder auf den Tisch. Da könnte auf Antrag des NFV-Präsidiums durch eine Dreiviertelmehrheit eine Zwangsfusion beschlossen werden...
 

Die Abstimmungsergebnisse im Überblick


„Ich spreche mich für eine baldige, freiwillige Fusion aus – mit der Folge, die Besetzung der notwendigen Vorstands- und Ausschusssitze sicherzustellen." - 7 Stimmen.
 
„Ich stimme einer baldigen Übernahme durch andere in Frage kommende Fußballkreise zu, sofern die Kreise die Übernahme kurzfristig leisten können." - 3 Stimmen.

„Ich lehne eine baldige, freiwillige Fusion ab und erwarte, dass der nächste Verbandstag 2017 mit 3/4-Mehrheit entscheidet, dass und wenn, welche Kreise zu fusionieren haben"37 Stimmen.

 
Insgesamt 47 Stimmen. 1
3167 / 5398

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Team AWesA
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