21.03.2024 09:20

Sportmix


Eine wahre Ehrenamtsheldin: Gisela Decker - die gute Seele der Sportfreunde

„Als Witwe musste ich einfach raus und was machen, um im Kopf jung zu bleiben"
Gisela Decker SF Osterwald Heldin des Ehrenamts (2)
Die gute Seele des Osterwalder Vereinsheims: Gisela Decker. Foto: privat.
Sport hier, Topleistungen da – doch er sind überhaupt die Menschen, die tagtäglich dafür sorgen, dass die Sportlerinnen und Sportler nichts anderes machen müssen, als ihrer Mannschaft zum Erfolg zu verhelfen? Die Menschen, die Stunden vor Anpfiff den Platz abkreiden, während der Spiele die Schaulustigen bewirten, die Kabinen reinigen, Eintritt kassieren und einfach überall helfen, wo helfende Hände gebraucht werden. „Das sind die wahren Helden des Amateursports. Sie erwarten keine Gegenleistungen, stehen nie im Rampenlicht, werden dafür in den seltensten Fällen gewürdigt. Dabei sind genau diese Menschen diejenigen, die dafür sorgen, dass die Vereine mit Leben gefüllt werden“, unterstreicht AWesA-Gründer Matthias Koch.

Aus diesem Grund gibt es eine neue Serie: Helden des Ehrenamts.

Heute: Gisela Decker – Vereinsheimbetreiberin bei den SF Osterwald & Fahrerin für Kinder mit Beeinträchtigung

Kaum ein Verein ist so eng in seinem Dorf verwurzelt wie die Sportfreunde aus Osterwald. Für die gesamte Anwohnerschaft sind die Heimspiele der Sportfreunde in ihrem Waldstadion ein echtes Event, Menschen aus Osterwald engagieren sich ehrenamtlich für ihre Sportfreunde. So auch Gisela Decker – die gute Seele des Vereinsheims. Seit zwei Jahren betreut sie gemeinsam mit Rosi Job das Vereinsheim im schmucken Waldstadion. „Rosi und ich machen das Hand in Hand. Wir sind ein tolles Team“, sagt Gisela Decker, die jüngst ihren 75. Geburtstag feierte. „Das Alter spielt aber keine Rolle. Es macht mir großen Spaß und das ist die Hauptsache.“ Für die Zuschauer bieten die beiden Damen an Heimspieltagen der Fußballer Kaffee, Kuchen und Getränke an – ehrenamtlich, versteht sich.
Gisela Decker SF Osterwald Heldin des Ehrenamts
Sebastian Decker beglückwünscht Mama Decker zum 75. Geburtstag. Foto: privat.
Zuvor war Gisela Decker 13 Jahre lang Kassiererin bei den Sportfreunden und schenkte den Besuchern stets zum Empfang ein Lächeln. „Dann wurde jemand für das Vereinsheim gesucht und ich habe meinen Söhnen gesagt, dass ich das gerne machen würde“,  erinnert sich Decker. Sohnemann und Spartenleiter Sebastian Decker hat den Vorschlag angenommen. Doch bedeutet die Betreuung des Vereinsheims nicht nur, alle zwei Wochen am Sonntag für zwei Stunden die Gäste zu bewirten. „Dazu gehört viel mehr. Das, was wir verkaufen, muss ja vorher auch eingekauft werden. Und natürlich muss darüber auch Buch geführt werden. Abends nach einem Spieltag setze ich mich hin und mache unsere Abrechnung. Dann rufe ich unseren Kassenwart, Tim Hoffmann, an und übergebe ihm die Erträge. Das ist schon ein Aufwand, aber es macht Spaß. Das ist das Wichtigste“, sagt Decker.

Den engen Bezug zum Verein hat Gisela über ihre beiden Söhne Sebastian und Markus Decker. Ihr dritter Sohn, Stefan Decker, wohnt in Fuhlen bei Hessisch Oldendorf. „Sebastian ist als Spartenleiter natürlich sehr eng in den Verein involviert. Markus spielt noch für den Verein in der Altliga und hilft ebenfalls tatkräftig mit. Und wenn mehr Hilfe gebraucht wird, kommt auch Stefan gerne und packt an. Wir sind schon ein tolles Team“, strahlt Gisela über beide Ohren.

Die Idee, sich ehrenamtlich bei den Sportfreunden zu engagieren, sei um 2010 herum entstanden, als ihr Ehemann verstarb. „Als Witwe musste ich einfach raus und was machen, um im Kopf jung zu bleiben. Wir spielen alle 14 Tage Karten, ich gehe gerne zum Singen. Ich bin ein Mensch, der nicht ewig in der Wohnung sitzen kann. Ich bin selten krank, fühle mich fit. Ich habe zu meinen Jungs gesagt: Solange es mir gut geht, möchte ich mich ehrenamtlich engagieren.“

Darüber hinaus fährt Decker für das Taxi-Unternehmen Remann Kinder mit Beeinträchtigung zur Lebenshilfe und holt sie von dort auch wieder ab – auf geringfügiger Basis. „Auch das mache ich, um mich zu beschäftigen, aber auch, um zu helfen“, berichtet Decker.

Auf ihre Söhne ist die dreifache Mutter unheimlich stolz: „Ich bin froh, dass ich sie habe. Sie sind für immer für mich da und ich bin gerne für sie da, wenn sie etwas brauchen. Bei Sebastian wünsche ich mir, dass er sich nicht übernimmt. Er hat eine Familie, ist berufstätig und Spartenleiter. Er ist da wie ich – er kann nicht nein sagen (lacht). Er ist gerne für andere da.“ Ihre Enkel Vincent, Sohn von Markus Decker, und Ben, Sohn von Sebastian Decker, kicken bereits selbst für die SF Osterwald in der Jugend. Und die Tochter ihres ältesten Sohnes, Stefan Decker, hat bereits eigene Kinder. Das macht sie zu Urgroßmutter. Gisela Deckers größter Stolz: die Familie.

Das sagt Sebastian Decker über Gisela Decker: „Wir sind froh, dass unsere Mutter in ihrem Alter noch so fit ist, bis auf die üblichen Wehwehchen im Alter. Und dass sie sich im Ort, aber gerade bei uns im Sportverein, so einbringt und nicht nur zu Hause sitzt. Seitdem meine Mutter und auch Rosi Job das Sportheim übernommen haben, kommen auch wieder einige Zuschauer, die 'nur' ein Stück Kuchen essen und eine Tasse Kaffee trinken und nebenbei mit Gisela und Rosi quatschen möchten. Für mich als Spartenleiter ist manchmal auch etwas nervig, die eigene Mutter als Sportheimbetreiberin dabei zu haben. Wenn die Jungs mal vergessen, die Kabinen auszufegen oder andere Sachen wie Schlüppis rumliegen lassen, klingelt einem Tag später mein Telefon und meine Mutter teilt mir das dann mit (lacht). Im Allgemeinen bin ich aber sehr stolz darauf, eine so engagierte Mutter zu haben!“

Das sagt Markus Decker über Gisela Decker: „Da ich mittlerweile selbst über 40 Jahre den Sportfreunden angehöre, weiß ich umso mehr, wie kostbar ehrenamtliche Arbeit in den Vereinen geworden ist. Von daher kann ich nur sagen, wer in diesem Alter noch täglich Kinder mit Beeinträchtigung auf den Weg zur Schule betreut, sich im Ort in verschiedenen Vereinen engagiert und dann noch mit Herz und Seele zusammen mit Rosi Job unser Sportheim managt, dem kann man nicht genügend Respekt zollen. Auch wenn ich persönlich der Meinung bin, sie sollte auch mal mehr an sich denken. Muttern, mach weiter wie bisher, so lange es dir Spaß macht!“
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Autor des Artikels

Jannik Schröder
Jannik Schröder
Jannik stieg nach seinem Praktikum vor einigen Jahren neben dem Studium als Freier Mitarbeiter bei AWesA ins Boot – und ist nach seinem Master-Abschluss in Germanistik und Geschichte seit Oktober 2015 Chefredakteur.
Telefon: 0176 - 6217 6014
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